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Robotik fasziniert. Das Science Camp OPTI+ an der EAH Jena
BA Science Camp OPTI+ an der EAH Jena, März 2023
Science Camp der Allianz Thüringer Ingenieurwissenschaften großer Erfolg: Studierende entwickeln autonom fahrende Rover.
Das zweiwöchige Bachelor Science Camp der Allianz Thüringer Ingenieurwissenschaften fand im März 2023 an der EAH Jena statt. 20 Bachelor-Studierende der Thüringer Hochschulen der Allianz THÜR ING befassten sich zwei Wochen lang gemeinsam mit den Themen Automatisierung und Optimierung. In interdisziplinären Teams wurden Roboter-Rover konstruiert, programmiert und trainiert, die in unbekanntem Terrain selbstständig Rohstoffvorkommen finden sollten. Eine thüringer Marsmission.
Für Prof. Dr. Frank Dienerowitz von der Ernst-Abbe-Hochschule Jena ist das Science Camp ein Ausdruck des „Teamspirit Thüringen. Sowohl die Studierenden aus Thüringen untereinander vernetzen sich, als auch die Studierenden mit den vielen Unternehmen, die in Thüringen Roboter entwickeln und erforschen.“ Das Science Camp ist jedes Semester die Möglichkeit, das zu trainieren, was die Praxis am Ende braucht: offen für neue Ideen und die Fähigkeit mit Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen Fachdisziplinen interagieren zu können. Diese Gelegenheit nahmen diesmal 20 Studierende aus ganz Thüringen wahr.
Das Programm dieses intensiven Lernerlebnisses war in jeder Hinsicht umfangreich. In der ersten Woche standen Einführungen in Programmierung und Optimierung im Vordergrund. In der zweiten Woche hielten jeden Tag Professoren und Experten aus der Industrie thematisch passende Vorträge, die den Horizont der Anwendungsmöglichkeiten erweiterten. Etwa zu Agrarrobotern, Optimierungsverfahren der Industrie, Lieferroboter in der Stadt oder auch Unterwasserrobotik. Über die ganze Zeit wurde in Teams getüftelt und gewerkelt, probiert und durch praktisches Tun gelernt. Und abends freuten sich die Studierenden über die Möglichkeit der Begegnungen untereinander. Dabei fest im Blick: Die Challenge im Finale.
Für die Entwicklung der autonom fahrenden Rover mussten die Studierenden mit CAD Sensoren konstruieren, Mechaniken mit 3-D Druckverfahren herstellen, mit Python programmieren und dann ihre ‚Rohstoffsuche‘ mit diversen Verfahren optimieren. Bei alledem finden die jungen Ingenieure und Ingenieurinnen eigene Lösungen, verfolgen kreative Wege und Lernen aus hunderten von Versuchen, Pannen und Irrtümern. Den ersten Platz und damit den LEGO-Preis gestiftet durch die Firma ANSYS Germany in der Virtual Landscape Challenge errang schließlich ein interdisziplinäres Team der Dualen Hochschule Gera-Eisenach und der Bauhaus-Universität Weimar: Lucas Hünniger (DHGE), Danny Baumgardt (DHGE) und Christian Xaver Knecht (BUW) fanden am schnellsten mit ihrem Roboter ein Maximum des Rohstoffs.
Wie Prof. Dr. Mario Brandtner, Vizepräsident für Studium, Lehre und Weiterbildung an der EAH Jena, in seinem Grußwort deutlich machte, ist das Science Camp ein innovatives Lehrformat, dass im Grunde das ausmacht, was im Hochschulstudium vermittelt werden soll: Kreativität und Eigenständigkeit.
Auch in Zukunft werden ähnliche Science Camps an anderen Standorten der Allianz THÜR ING stattfinden und weiterhin eine wichtige Säule des Projektes ProTELC (Pro Thuringian Engineering Life Cycle) bilden. Das nächste ist bereits in einem halben Jahr geplant und wird an der Hochschule Schmalkalden ausgetragen. Stets sollen fünf Studierende je Hochschule in gemischten Teams an realen Industrieproblemstellungen arbeiten. Gemeinsame Kurse an den Hochschulen bereiten die Science Camps vor.
Master Science Camp „NACHHALTIGKEIT“, August/September 2022
(english Version below)
Was ist das?
Im Rahmen des Projektes Pro Thuringian Life Cycle – ProTELC, einem Projekt der Allianz THÜRING, finden seit dem Frühjahr 2022 zweimal im Jahr Science Camps statt. Alle teilnehmenden Thüringer Hochschulen mit ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen wechseln sich hierbei ab und erarbeiten gemeinsame Programme für Bachelor und Master Science Camps.
Wann und wo findet das nächste statt?
Vom 29. August bis 02. September 2022 findet das 2. Science Camp aller Thüringer Hochschulen, im Rahmen des Projektes ProTELC, an der Hochschule Nordhausen statt. Es wird gleichzeitig das Erste Science Camp für Masterstudierende sein!
Was wird vorausgesetzt?
Voraussetzungen zur Teilnahme am Science Camp sind ein abgeschlossenes Bachelorstudium im ingenieurwissenschaftlichen -Bereich sowie eine gültige Einschreibung für einen ingenieurwissenschaftlichen Masterstudiengang.
Was erwartet euch?
Der große Deckmantel unter dem das Erste Master Science Camp stattfinden wird, ist der Oberbegriff Nachhaltigkeit. Mehr wird an dieser Stelle allerdings noch nicht verraten. Nur so viel vorab: Wir haben uns ein paar spannende und fordernde Aufgabenkomplexe aus unterschiedlichsten Fachrichtungen ausgedacht. Weiterhin erwartet euch:
- Eine informative und spannende Präsenzwoche an der Hochschule Nordhausen.
- Kick-Off Treffen (online) aller TeilnehmerInnen am Montag, 13.06.2022.
- Die genaue Uhrzeit wird natürlich noch bekannt gegeben.
- (Online-) Vorkurse im Juni und Juli zur Vorbereitung aller teilnehmenden Personen auf die
- Präsenzwoche, sowie zur Abstimmung der Aufgaben.
- Aufgabenkomplexe die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit in Theorie und Praxis auseinandersetzen.
- Gastvorträge und Exkursionen.
- Das Arbeiten als Teil eines Teams.
- Einbringen und Umsetzung interdisziplinärer Lösungsansätze für die gestellten Aufgaben.
- Anwendung von bereits erarbeiteten Grundlagen.
- Gemeinsames Campieren auf dem Campus.
Schön und gut, aber was bringt mir ein Science Camp?
Zuerst einmal neue Eindrücke. Vorrangig dienen die Science Camps jedoch der Verknüpfung von Studierenden und einem Verlassen der eigenen Komfortzone. So hat beispielsweise eine Person aus dem Bereich Informatik eventuell mal einen Einblick in die Biogastechnik.
Darüber hinaus soll aber auch das ergebnisorientierte Arbeiten in einer interdisziplinär aufgestellten Gruppe zeigen, dass in der späteren Berufslaufbahn eher selten nur ein einziger Fachbereich auf einmal an einem Problem arbeitet.
Wie bewerbe ich mich und bis wann?
Wir benötigen als Bewerbung eine formlose Mail mit:
- Name, Vorname
- Handynummer und Wohnanschrift
- Immatrikulationsnachweis für einen ingenieurwissenschaftlichen Masterstudiengang
- eine aktuelle Notenliste, sowie die Bezeichnung des Masterstudienganges
das Ganze geht dann an: Fabian.Dost@hs-nordhausen.de
!Anmeldeschluss ist der 27.05.2022!
Bitte beachten: Auch, wenn viel Interesse besteht können insgesamt von jeder Hochschule nur 5 TeilnehmerInnen ausgewählt werden.
Alle BewerberInnen erhalten im Zeitraum vom 27.05.2022 – 01.06.2022 eine Zu- bzw. Absage.
Du hast noch Fragen:
Fabian.Dost@hs-nordhausen.de
03631 420 716
Master Science Camp „SUSTAINABILITY“
What is that supposed to be?
As part of the Pro Thuringian Life Cycle – ProTELC project, a project of the Allianz THÜRING, science camps will be held twice a year and the first one took place in spring 2022. All participating Thuringian universities with engineering courses take turns and develop joint programs for Bachelor and Master Science Camps.
When is the next one?
From August 29th to September 2nd, 2022, the 2nd Science Camp of all Thuringian universities will take place as part of the ProTELC project at Nordhausen University of Applied Sciences. It will also be the first science camp for master’s students!
What are the requirements?
Requirements for participation in the Science Camp are a completed bachelor’s degree in engineering and a valid enrollment in an engineering master’s degree.
What can you expect?
The main topic of the first Master Science Camp will the generic term sustainability. However, more is not revealed at this point. Just so much in advance: We have come up with a few exciting and demanding tasks from a wide variety of disciplines. You can also expect:
- An informative and exciting presence week at the Nordhausen University of Applied Sciences.
- Kick-off meeting (online) for all participants on Monday, June 13, 2022.
The exact time will of course be announced later.
- (Online) preliminary courses in June and July, to prepare all participants for the attendance week and to coordinate the tasks.
- Complex tasks dealing with the topic of sustainability in theory and practice.
- Guest lectures and excursions.
- Working as part of a team.
- Introducing and implementing interdisciplinary solutions for the tasks set.
- Camping together on campus.
So far so good, but what´s the point of a Science Camp?
First of all new impressions. However, the Science Camps primarily serve to connect students and leave their own comfort zone. For example, a person studying computer sciences may have an insight into biogas technology. In addition, however, the result-oriented work as part of an interdisciplinary group should also show that in later professional careers only a single department is rarely working on a problem at a time.
How can I enroll?
To enroll, we need a simple E-Mail with the following information:
- Last name; First name
- Phonenumber and Adress
- Proof of an enrollment in an engineering master’s degree.
- Grade List and name of your master’s degree.
Send your Mail to: Fabian.Dost@hs-nordhausen.de
!Registration deadline is May 27th, 2022!
Please note: Even if there is a lot of interest, only 5 participants can be selected from each university.
All applicants will receive an acceptance or rejection between May 27th, 2022 and June 1st, 2022.
Any further questions:
Fabian.Dost@hs-nordhausen.de
(+49)3631 420 716
Science Camp der Allianz Thüringer Ingenieurwissenschaften großer Erfolg: Studierende entwickeln digitale Zwillinge für Windräder, März 2022
Vom siebten bis zum elften März 2022 fand das erste Science Camp der Allianz Thüringer Ingenieurwissenschaften an der TU Ilmenau statt. 35 Bachelor-Studierende der sieben Hochschulen der Allianz THÜR ING befassten sich eine Woche lang gemeinsam mit dem Thema ‚Digitaler Zwilling‘. In interdisziplinären Teams wurden digitale Abbilder von Windrad-Anlagen entwickelt, die in Echtzeit Sensordaten erfassten und auswerteten.
Für Prof. Dr. Lars Abrahamczyk, Bauhaus-Universität Weimar, ist ein „Science Camp die Gelegenheit, neue Dinge zu erfahren. Studierende können einfach mal über den Tellerrand schauen, lernen was andere machen und natürlich gemeinsam ein Projekt erarbeiten. Es werden Themen bearbeitet, die sonst im Studium nicht umfassend bearbeitet werden können. Es geht also gerade um das, was die Praxis am Ende braucht: offen für neue Ideen und die Fähigkeit mit Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen Fachdisziplinen interagieren zu können.“ Diese Gelegenheit nahmen nun zum ersten Science Camp 35 Studierende aus ganz Thüringen wahr.
Das Programm war, wie es für ein so intensives Lernerlebnis notwendig ist, recht umfangreich. Vormittags hielten Professoren und Experten aus der Industrie thematisch ergänzende Vorträge, die den Horizont der Anwendungsmöglichkeiten erweiterten. Nachmittags wurde in Teams getüftelt und gewerkelt, probiert und durch praktisches Tun gelernt. Und abends freuten sich die Studierenden, die nun lange Zeit nur Distanzunterricht, über die Möglichkeit der Begegnungen untereinander.
Nicht nur die Studierenden aus Jena, Weimar, Erfurt, Nordhausen, Schmalkalden, Ilmenau und Gera, bzw. Eisenach lebten den Gedanken einer Allianz Thüringer Ingenieurwissenschaften, auch die Kooperation der Dozierenden war greifbar. Prof. Dr. Stephan Husung von der TU Ilmenau führte in den ‚digitalen Zwilling‘ aus Sicht der Produktentwicklung ein, Prof. Dr. Christian Koch von der Bauhaus-Universität Weimar zeigte Nutzungen digitaler Zwillinge im Ingenieurbau auf, Prof. Dr. Frank Schrödel von der Hochschule Schmalkalden wandte das Thema auf Fragen der Robotik an. Von der FH Erfurt sprach Prof. Rolf Kruse über Anwendungsszenarien virtueller und erweiterter Realitäten und Eva Knahl von der Hochschule Nordhausen vollendete den interdisziplinären Spannungsbogen und referierte über Windenergiesysteme. Aus der Ingenieurspraxis sprachen Ulrich Oertel und Holger Fritsch von der Bachmann Monitoring GmbH über die reale Anwendung digitaler Zwillinge im Bereich Windenergie.
Die digitalen Zwillinge der Windräder, die hier am Ende einer Woche präsentiert wurden, umfassten alle eigene Lösungen für konkrete Anwendungsfälle. Die Studierenden lernten die Programmierung der Arduino-Steuerung und den Umgang mit CAD-Modellen sowie Datenbanken. Vor allem aber wurde für sie die ingenieurwissenschaftliche Kreativität spürbar, die zur Lösung von konkreten Anwendungsfällen nötig ist.
Mit so viel neuem Wissen kann leicht Überforderung entstehen. Aber wie Prof. Dr. Stefan Sinzinger in seinem präsidialen Grußwort zum Abschluss der Veranstaltung betonte, fußt die Motivation des wissenschaftlichen Arbeitens gerade auf der Kooperation in Teams und der Verzahnung verschiedener Disziplinen, auf der Neugier und dem fortwährenden Lernen. Und so waren die Herausforderungen der Studierenden für diese stets ein Ansporn des wissenschaftlichen Ehrgeizes und zugleich eine fortwährende Gelegenheit zu gegenseitiger Unterstützung.
Auch in Zukunft sollen ähnliche Science Camps an anderen Standorten der Allianz THÜR ING stattfinden und eine wichtige Säule des Projektes ProTELC (Pro Thuringian Engineering Life Cycle) bilden. Das nächste ist bereits in einem halben Jahr geplant. Stets sollen fünf Studierende je Hochschule in gemischten Teams an realen Industrieproblemstellungen arbeiten. Gemeinsame Kurse an den Hochschulen bereiten die Science Camps vor.
Interview Prof. Dr. Stephan Husung (TU Ilmenau): Digitaler Zwilling
Interview mit Prof. Dr. Stephan Husung
Auf dem ersten BA-Science Camp der Allianz THÜR ING
geführt von Pierre Smolarski
07.03.2022
PS: Können sie ganz kurz erklären: Wie kommt man auf das Thema ‚Digitaler Zwilling‘, wie relevant ist das aktuell und was ist überhaupt ein digitaler Zwilling?
SH: Ich kann die Frage, wie kommt man auf das Thema digitaler Zwilling, nur für meinen fachlichen Hintergrund beantworten. Der Hintergrund ist die Produktentwicklung. Im Rahmen der Produktentwicklung ist es heute so, dass häufig mit vielen Annahmen aus dem geplanten Leben des Produktes gearbeitet werden muss. Das heißt, die Produktentwickler/innen können nur abschätzen, was mit dem Produkt wirklich gemacht wird, welche Einsatzszenarien oder welche Lastkollektive es gibt, wie die Produkte wirklich eingesetzt werden, bzw. wann die Produkte, wie beispielsweise bei einem Auto, nur „herumstehen“, etc.. Vor diesem Hintergrund ist es natürlich von Interesse, Informationen von dem realen Produkt also von der konkreten Instanz des Produktes zu erhalten, um für die Produktentwicklung der Folgegenerationen oder für Weiterentwicklungen mit validen Informationen zu arbeiten, z.B. zu: wie wird das Produkt wirklich eingesetzt, was passiert bei der realen Wartung, etc.. Die Informationen können selbstverständlich anonymisiert sein.
Was ist in diesem Zusammenhang jetzt der digitale Zwilling? Der digitale Zwilling ist eine digitale Repräsentation eines konkreten Produktes in Kombination mit weiteren Dingen, wie Dienstleistungen, um im einfachsten Fall Informationen von dem realen Zwilling zu erfassen und um in Ausbaustufen den realen Zwilling zu beeinflussen. Es gibt verschiedene Ausprägungen vom reinen Sammeln und Verarbeiten der Informationen bis hin zur interaktiven Manipulation des realen Produktes – je nachdem, welche Anwendungsfälle dabei eine Rolle spielen.
PS: Können Sie kurz sagen, wo für Sie die größten technischen Herausforderungen bei der Erstellung eines digitalen Zwillings liegen?
SH: Das ist zum einen die Fragestellung: Wie kommt man an die Daten vom realen Zwilling, um diese im digitalen Zwilling zu speichern und zu verarbeiten? Hier muss während der Produktentwicklung möglichst schon vorausgedacht werden, wie diese Informationen erfasst werden. Dies können bei komplexeren Produkten ganze Netzwerke von Sensoren sein, die dort eine Rolle spielen. Eine weitere Herausforderung ist, wie werden diese großen Datenmengen so verarbeitet, dass diese zweckdienlich die Anwendungsfälle unterstützen? Weil, eine große Datenmenge alleine bringt nicht viel. Die Daten müssen so ausgewertet werden, dass die relevanten Informationen herausgezogen werden können, die für die Anwendungsfälle notwendig sind.
PS: Und wenn man bei so langen Produktlaufzeiten oder Lebenszeiten von 10 Jahren, 15 Jahren oder 20 Jahren vorausplanen soll, weiß man dann heute schon welche Daten in 20 Jahren relevant sind?
SH: Wahrscheinlich nicht. Das muss man ganz klar sagen. Die Produktentwickler/innen können natürlich immer nur das in ein Produkt hineinentwickeln, was heute bereits bekannt ist oder abgeschätzt werden kann. Produkte werden allerdings häufig weiterentwickelt. Wenn ein Produkt längere Nutzungszeiten hat, der Bedarf sich verändert, sich vielleicht Randbedingungen verändern, muss geprüft werden: Wie kann das Produkt in Zukunft erweitert werden? Auch dabei sind wieder Entwicklungstätigkeiten notwendig, um die realen Produkte entsprechend zu verändern. Mit der Erweiterung der Produkte können diese auch weitere Daten für den Digitalen Zwilling liefern. Dabei ist es auch heute schon eine Herausforderung, dass möglichst, mindestens auf der Hardwareseite, die sich nicht so einfach nachrüsten lässt, die Produkte so gestaltet werden, dass potentielle Erweiterungen ohne großen Aufwand möglich sind.
PS: Ein digitaler Zwilling, wenn ich das richtig verstanden habe, lässt sich zumindest leichter von Produkten erstellen, die selbst digital sind oder digitale Komponenten haben. Von einem Hammer lässt sich kein digitaler Zwilling so einfach erstellen.
SH: Nagut, der Hammer an sich liefert ja erst einmal überhaupt keine Sensordaten. Die Frage ist allerdings, was braucht man von dem Hammer für Informationen? Also wenn bei dem Hammer nur die Seriennummer oder die konkrete Masse bei der Auslieferung benötigt wird, die durch Wiegen des Hammers im Werk ermittelt und dann in einem digitalen Zwilling abgespeichert werden kann, dann muss der Hammer für den Digitalen Zwilling nicht angepasst werden. Sobald der Hammer während der Nutzung weitere Daten bereitstellen soll, dann ist die Erweiterung des Hammers eine größere Herausforderung, als wenn ein Produkt vorliegt, das heute schon Sensordaten liefert und diese Sensordaten im einfachsten Fall auch für den Digitalen Zwilling verwendet werden können. Wenn ein Produkt vorliegt, welches für den Digitalen Zwilling mit spezifischen Sensoren erweitert werden muss, bedeutet dies, dass man in der Produktentwicklung methodisch vorgehen muss, um die notwendigen Erweiterung für den Realen und Digitalen Zwilling systematisch zu planen.
PS: Wo sehen Sie die Chancen der Entwicklung in der Zukunft? Das Thema ‚Digitaler Zwilling‘, wird das zunehmen und wenn ja, wo und wie? Und wo sehen Sie die Risiken, wo man eventuell nachsteuern muss?
SH: Also die Chancen, die ich auch vorhin angesprochen habe, sind, dass wir mit valideren Informationen in der Produktentwicklung arbeiten können. Dass wir mit diesen Informationen besser Wartungsprozesse voraussagen können. Dass wir aber auch Produkte generieren können, die sich viel besser auf bestimmte Anwendungssituationen einstellen können, wenn der Zwilling interaktiv eingreift. Es gibt ein breites Spektrum an möglichen Mehrwerten. Das hängt stark vom Produkt und vom Einsatzzweck ab, usw.
Es gibt auch einige Herausforderungen, die wir bewältigen müssen. Wir müssen uns Gedanken machen über die Datensicherheit. Wir müssen sicherstellen, dass nur die Personen die Daten bekommen, die diese auch wirklich für die Anwendungsfälle bekommen sollen. Wir müssen uns aber auch bei der Nutzung Digitaler Zwillinge über die Datenmenge und die Datenverwaltung Gedanken machen. Es wird uns nichts bringen, wenn wir viele Daten gesammelt haben, die nicht ausgewertet werden können. Das heißt, wir müssen aufpassen, dass die Zwillingsinformationen, die gesammelt werden, auch so aufbereitet und verwaltet werden, dass diese systematisch verarbeitet werden können. Ansonsten entstehen viele Daten, die später wenig bringen. Wir müssen uns natürlich auch über die gesamten rechtlichen Aspekte Gedanken machen. Wann müssen Daten wieder gelöscht werden, wer hat Zugriff auf die Daten? Dies ist ein ganz wichtiges und sensibles Thema. Bis hin auch zu der Frage, wie gestalte ich meine Geschäftsmodelle damit die digitalen Zwillinge zielführend eingesetzt werden können? Bedacht werden muss auch das Risiko, dass das ein oder andere Unternehmen wahrscheinlich erstmal ein Wagnis eingehen muss, wenn dieses Erweiterungen in existierende Produkte hineinbringt ohne von vornherein wissen zu können, ob diese digitalen Zwillingsanwendungen die Mehrwerte auch aus der Geschäftsmodellsicht am Ende erbringen, die sie sich vorher vielleicht erhofft haben.
PS: Zum Schluss noch eine Frage: Für eine Woche Science Camp wurde so ein Thema wie ‚Digitaler Zwilling‘ gewählt. Warum eignet sich dieses Thema hierfür besonders gut?
SH: Digitaler Zwilling ist ein Thema, das momentan in der Industrie aber auch in der Wissenschaft und Lehre viel diskutiert wird. Und das heißt natürlich auch, dass die verschiedenen Studiengänge alle ihre unterschiedlichen Sichtweisen auf den Digitalen Zwilling mit sich bringen. Das Schöne am Science Camp ist, dass hier Studierende von unterschiedlichen Studiengängen und Hochschulen zusammenkommen. Die Studierenden haben jetzt die Chance hier Grundlagen für dieses sehr wichtige Thema zu erlernen, sich zu vernetzen und sich zu verschiedenen Sichtweisen auf den Zwilling auszutauschen. Am Ende können Sie mit einem gemeinsamen Bild herausgehen. Außerdem kann jeder Studierende für sich entscheiden, was sie oder er in den verschiedenen Studiengängen mit dem Thema Digitaler Zwilling noch machen kann. Das ist eine riesen Chance.
PS: Vielen Dank.
Interview Prof. Dr. Lars Abrahamczyk (Bauhaus-Universität Weimar): Science Camp
Interview mit Prof. Dr. Lars Abrahamczyk
Auf dem ersten BA-Science Camp der Allianz THÜR ING
geführt von Pierre Smolarski
07.03.2022
PS: Was ist die Idee des Science Camps allgemein? Warum gibt es Science Camps innerhalb der Allianz THÜR ING?
LA: Ein Science Camp ist die Gelegenheit, neue Dinge zu erfahren. Studierende können einfach mal über den Tellerrand schauen, lernen was andere machen und idealerweise natürlich gemeinsam ein Projekt erarbeiten. Quasi Themen zu bearbeiten, die sonst im Studium überhaupt nicht vorkommen. Gerade das, was die Praxis am Ende braucht, offen für neue Ideen und die Fähigkeit mit Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedenen Fachdisziplinen interagieren zu können.
PS: Was ist das Besondere an diesem ersten Science Camp?
LA: Für das erste Science Camp bestand natürlich die Schwierigkeit, das Thema für alle Ingenieurdisziplinen in Thüringen zu definieren. Was könnte ein gemeinsames Thema der Bachelorstudiengänge sein? Das Thema sollte natürlich aus der aktuellen Forschung resultieren und auch die aktuelle Praxis ein bisschen wiederspiegeln. Der ‚Digitale Zwilling‘ hat sich hier als ideales Thema herauskristallisiert. Ein Thema, das sich wirklich auf alle Ingenieurfächer mittlerweile auswirkt und also auch bearbeitet wird. Gleichzeitig für viele der Studierenden wohl gerade zu Beginn des Studiums eher Neuland.
PS: Wie wichtig ist für Ingenieure diese interdisziplinäre Zusammenarbeit?
LA: In der Vergangenheit wahrscheinlich deutlich weniger als in der Zukunft. Aufgrund der zunehmenden Spezialisierung der einzelnen Fachrichtungen, bedarf es umso mehr der Interaktion.
PS: Wie läuft das Science Camp bisher? Läuft der erste Tag so wie sie es sich vorgestellt haben?
LA: Der erste Tag ist super gestartet, alle sind da, alle sind hoch motiviert, die Technik funktioniert, die Einführungsveranstaltung war sehr gelungen. Jeder hat einen Einblick bekommen, was ein digitaler Zwilling ist. Wir sind sehr auf die Ergebnisse der Teilnehmer am Ende der Woche gespannt.
PS: Vielen Dank.
Stimmen der Studierenden zum Science Camp
Erstes Science Camp ‚Digitaler Zwilling’, der Allianz THÜR ING, 07.03.2022-11.03.2022, TU Ilmenau
Geführt von Pierre Smolarski
Youri Schliesenski, BA Regenerative Energietechnik (HS Nordhausen)
PS: Wir lief bisher das Science Camp?
YS: Das Science Camp macht Spaß, man lernt ein paar neue Sachen, man wendet ein paar Sachen an, die man bereits gelernt hat. Es macht Spaß in einer Gruppe zu arbeiten und ein paar neue Gebiete kennenzulernen.
PS: Was ist denn nun ein digitaler Zwilling?
YS: Es gibt verschiedene Arten von digitalen Zwillingen. Ein digitaler Zwilling ist quasi ein Abbild von einem realen Objekt wie etwa von einem Windrad, das wir jetzt auch versuchen nachzustellen. Und das digital nachzustellen, dass man sozusagen alles in Form von Daten von dem realen auf den digitalen Zwilling überträgt und so alle Messdaten zusammen hat und weiß, was sich verändert hat an dem richtigen Objekt.
PS: Wie ist es in der Gruppe zu arbeiten?
YS: Die Gruppe ist super, es macht Spaß. Abends hat man auch viel Spaß mit der Gruppe und mit ein paar Bierchen und ja, das ist schön.
PS: Warum hast du dich für das Science Camp beworben?
YS: Ich wurde mehr oder weniger da so ein bisschen reingedrückt, weil das ein bisschen spät bei uns angekündigt wurde. Ein Kumpel hat mich dann so ein bisschen vorgeschlagen und ich habe gesagt, ja, warum nicht. Ich hatte sowieso noch relativ viel Zeit und dann habe ich gesagt, mach ich einfach, es ist immer eine gute Sache mal so ein Camp mitzunehmen.
Justus Hahn, BA Maschinenbau (EAH Jena)
PS: Wie war das Science Camp bisher?
JH: Hat wirklich sehr viel Spaß gemacht. Man lernt viele neue Leute kennen und man kombiniert so ein bisschen alle Fachbereiche. Auch Fachbereiche mit denen man vorher wenig zu tun hatte.
PS: Wie kommt es, dass du dich beworben hast?
JH: Ich wollte die Ferien einfach ein bisschen füllen und das war so eine gute Möglichkeit dafür, die Ferien produktiv zu gestalten. Ich wurde zu Anfang abgelehnt, aber dann bin ich noch drangeblieben und dann habe ich noch eine Mail bekommen und bin noch reingekommen, zum Glück.
Anne-Marie Treffurt, BA Maschinenbau (TU Ilmenau)
PS: Wie sind deine Eindrücke vom Science Camp?
AMT: Ja, mir hat es sehr gut gefallen. Ich bin sehr froh mitgemacht zu haben. Es ist echt cool, dass wir jetzt so interdisziplinär gearbeitet haben und jetzt auch ein richtig cooles Projekt auf die Beine gestellt haben. In so kurzer Zeit eigentlich auch.
PS: Wie ist der Teamspirit?
AMT: Ist sehr super, ja. Also wir haben uns auch gegenseitig geholfen. Es war jetzt überhaupt kein Konkurrenzverhalten. Wir haben uns alle gegenseitig geholfen, wenn irgendwo Probleme waren. Unter den Teams auch und im Team natürlich. Es war jetzt alles sehr cool.
PS: Warum hast du dich beworben?
AMT: Das Thema klang interessant und ich dachte, warum eigentlich nicht.
Sarah Kinder, BA Bauingenieurwesen (BU Weimar)
PS: Wie ist das Science Camp bisher?
SK: Ich find das super. Man kann super viele Verbindungen mit Studenten knüpfen, die auch an Ingenieurwissenschaften interessiert sind. Und das macht sehr viel Spaß. Man kann sich austauschen, man lernt soviel von den anderen Studiengängen noch. Das macht echt Spaß, mir gefällt es sehr.
PS: Warum hast du dich beworben?
SK: Weil es neben dem ganzen Onlinesemester das Einzige ist, was in Präsenz stattfindet. Das bietet si viel mehr Erfahrung. Ich hatte sehr viel Lust drauf.
Mohamad Tahhan, BA Elektrotechnik (DHGE)
PS: Wie ist das Science Camp bisher?
MT: Es ist eine sehr schöne Gelegenheit, um neue Leute kennenzulernen. Und mit den Leuten aus demselben Bereich ein paar Ideen austauschen. Und eine neue Uni zu sehen, außer unserer Uni. Wir waren die ganze Zeit im Onlineunterricht und jetzt haben wir die Möglichkeit, mehr Sachen kennenzulernen.
PS: Was ist denn jetzt ein digitaler Zwilling?
MT: Digitaler Zwilling ist großes Thema. Wir haben bis jetzt nur so einen roten Faden angeguckt. Es ist quasi wie wir die Welt in die virtuelle Welt umsetzen können, um uns vorher bereits Ergebnisse anzuschauen und die Idee zu simulieren.
PS: Wieso hast du dich beworben?
MT: Ich finde das einfach ein interessantes Thema. Und ich wollte gerne mehr darüber wissen.
Kick-Off des Thüringer Studierendensupports (ProTELC)
Studierende vernetzen, Lehre unterstützen, Arbeitsmarkt stärken – Studierende der Ingenieurwissenschaften in Thüringen erhalten fortan eine Stärkung durch ein gemeinsames Projekt der Allianz Thüringer Ingenieurwissenschaften:
ProTELC
Am 27.01.2022 startete mit einem großen Kick-Off-Event das Projekt ProTELC im Congress Centrum Weimarhalle. Dieses Projekt wird in den nächsten 4 Jahren Studierende der beteiligten Hochschulen enger vernetzen, Innovationskräfte in Forschung und Lehre bündeln und noch besser in den Thüringer Arbeitsmarkt vermitteln. ProTELC ist ein Gemeinschaftsprojekt von sieben Thüringer Hochschulen, die sich in einer Allianz Thüringer Ingenieurwissenschaften (Allianz THÜR ING) verbunden haben.
Das Projekt ProTELC – Pro Thuringian Engineering Life Cycle wird in den kommenden Jahren die Thüringer Ingenieurwissenschaften im gesamten studentischen Lebenszyklus stärken. Studierende ingenieurwissenschaftlicher Studiengänge sollen seltener das Studium wechseln oder gar abbrechen, sie werden bessere Ergebnisse erzielen und am Ende natürlich eine gute Perspektive für eine Beschäftigung, insbesondere auf dem Thüringer Arbeitsmarkt, haben. Prof. Dr. Winfried Speitkamp, der Präsident der Bauhaus Universität Weimar und Sprecher der Allianz THÜR ING, betonte in seiner Eröffnungsrede, dass man nun zeigen werde, was Thüringen leisten kann und zwar durch Kooperation.
Dass Studierende von ihren Hochschulen beim erfolgreichen Studieren unterstützt werden, ist keineswegs neu und sollte eine Selbstverständlichkeit dieser Institutionen sein. Das besondere an ProTELC ist, dass diese Unterstützung bei allen Profilunterschieden der beteiligten Hochschulen in einer kooperativen Allianz geschieht. So ist das umfangreiche Maßnahmenpaket nicht in der Verantwortung einer einzelnen Hochschule, sondern wird gemeinsam getragen. Jede Hochschule trägt schwerpunktmäßig Maßnahmen bei, von der der alle profitieren. Das stärkt nicht nur die Vernetzung der Studierenden, sondern auch den Teamspirit der Hochschulen in Thüringen. Denn die Herausforderungen vor denen die Thüringer Industrie und Wirtschaft steht und denen die Hochschulen gemeinsam begegnen, sind groß: Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Digitalisierung, Mobilität und vieles mehr.
Das Maßnahmenpaket ist dabei allumfassend und berücksichtigt die besonderen Erfordernisse jeder einzelnen Studienphase. Zum Studienstart (Phasing-In) werden Vorkurse den Studieneinstieg mit Schwerpunktsetzungen in den Bereichen Mathematik, Physik und Chemie erleichtern. Ein Orientierungsstudium wird als Vorphase vor dem eigentlichen Fachstudium es den jungen Nachwuchsingenieuren ermöglichen, eine auf persönliche Kompetenzen hin ausgerichtete Selbstverortung in der gigantischen Welt vielfältiger ingenieurwissenschaftlicher Fachrichtungen vorzunehmen.
Im Verlauf des Studiums (Studying Successfully) flankieren Auffrischungskurse das reguläre Curriculum und Mentorenprogramme fokussieren auf unterrepräsentierte Gruppen in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern, wie Studierende aus Nichtakademikerfamilien, Frauen oder auch Bildungsausländer. Science Camps werden in jedem Semester wechselnd die besten BA- und MA-Studierende der sieben Hochschulen in einen Innovationswettbewerb führen und auch mit der Thüringer Industrie und Wirtschaft vernetzen.
Und das Studienende (Phasing-Out) konzentriert sich mit E-Modulen auf die konkrete Arbeitsmarktbefähigung, auf den Barriere-Abbau und dient als gezielte Softskill-Schule. Zudem fungiert eine Anlaufstelle für kleine und mittelständige Unternehmen (KMU) als Karriereschnittstelle zwischen Hochschulen und Industrie.
Die Ziele der Allianz THÜR ING und insbesondere ihres Projektes ProTELC sind ebenso groß gesteckt wie die Herausforderungen des Industriestandorts Thüringen, denen sie begegnen. Sie können aber durch gezielte Kooperation gelingen und dieser Teamgeist kann von der Mitte Deutschlands auch ins ganze Land ausstrahlen. Das Kick-Off-Event war hierfür nicht nur ein Auftakt, sondern in seiner ganzen Atmosphäre auch verheißungsvoll.
Maßnahmenverantwortung innerhalb des Projektes ProTELC:
Vorkurse (HS Nordhausen, TU Ilmenau)
Orientierungsstudium (TU Ilmenau, BU Weimar)
Auffrischungskurse und Mentoring (FH Erfurt)
Science Camps (BU Weimar)
E-Module (HS Schmalkalden)
Anlaufstelle KMU (EAH Jena)